Montag, 2. Juli 2007

Mein Himmel über Berlin

Ich gestehe etwas verlegen: vom Morgenmuffel bin ich zum totalen Frühaufsteher mutiert. Was macht man, wenn man 5 Uhr morgens aufwacht und unmöglich wieder einschlafen kann? Ich fotografiere schon mal aus dem Fenster direkt nach oben...

Die "Unerträgliche Leichtigkeit des Seins" und "Die Unsterblichkeit" - so die Titel zweier meiner Lieblingsromane von Milan Kundera. Der erste spielt hauptsächlich in Prag, der andere in Paris. In beiden Städten wären diese Romane und ich meine natürlich ihre darin angesiedelte Handlung kaum noch möglich. Die Lebensbedingungen, die Menschen, die Verhältnisse, die Grenzen - diese Städte scheinen mir in den letzten Jahrzehnten eine allzu rasante Wandlung durchgemacht zu haben. Auf der Strecke blieb vielleicht die empfindliche Verbindung der Bürger mit der Vergangenheit, der angestammten Kultur ihrer Stadt. Eins der schlimmsten Beispiele für diesen Riss zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist sicherlich Athen und hier lässt sich sicherlich nicht nur von einem "Riss" reden, es handelt sich vielmehr um eine fundamentale Zerrissenheit zwischen antiker, christlicher, europäischer, orientalischer, demokratischer und byzantinischer Tradition - um nur das wenigste zu nennen. Einer meiner griechischen Lieblingsschriftsteller Nikos Dimou (Ein Philosoph und Werbefachmann) wählte dafür einmal den Ausdruck: "Graecus Ultimus Confusus". In welcher Stadt könnte ein von Haus aus Zerrissener, ein Grieche sich wohlfühlen? - Ihr ahnt es schon: Berlin. Genauso ergeht es vielleicht auch den Charakteren der vorhin erwähnten Romane Kunderas. Sie brauchen die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, den Klebstoff, der ihre Wunden, ihre Lücken, ihre Fehler und Sehnsüchte, ihre Träume zusammenhält. Sie würden sich in Berlin wohler fühlen als in Prag oder Paris...

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