Dienstag, 10. April 2007

Der Glaube oder die Verkrüppelung des Geistes

Religionen sind Praktiken gesellschaftlicher und politischer Organisation, die in ihrem Wesen bildungs- und demokratiefeindlich sind. Sie sind im Grunde seit spätestens 300 v.u.Z. sämtlich überwunden und vom wissenschaftlich-ethischen Weltbild ersetzt worden.
Bedauerlicherweise gilt das nur für eine Minderheit von Menschen. Der grosse Rest (v.a. in Afrika und Südamerika) wird immernoch von imaginären Begriffen und "Glaubenswahrheiten" gequält, die nichts mit der Realität zu tun haben.
Nach unendlichen Rückzugsgefechten haben sich unsere Traditionshäuser des Aberglaubens, unsere katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirchen in eine quasi-aufgeklärte Nische der Gesellschaft zurückgezogen und eingenistet, um dort mit demonstrativer Toleranz und karitativer Tätigkeit das Marktsegment und beinahe Monopol für Moral und Ethik für sich zu beanspruchen. Sie schmücken sich mit Errungenschaften wie Humanität, Meinungsfreiheit und Menschenrechten gegen die sie die längste Zeit mit Feuer und Schwert vorgegangen sind. Ihre "Glaubwürdigkeit" erhalten sie nur durch gezielte Desinformation und durch die strukturelle Unbildung der Massen. Der Grund, warum sie Ungläubige oder Andersgläubige wie Giordano Bruno heute nicht mehr verbrennen, liegt darin, dass ihre Macht zusammen mit der des Adels vom aufgeklärten Bürgertum beschnitten wurde und nicht etwa an ihrer grundsätzlichen Wandlung. Den alten Adel beerbte der neue Geldadel - die Kirchen brauchten nur der Spur des Geldes zu folgen, um ihre Macht zu erhalten. Es entstanden die modernen "Demokratien", die in Wahrheit verkappte Geldaristokratien und Oligarchien sind. Die Kirchen in Deutschland schämen sich zum Beispiel nicht im geringsten den Staat als Geldeintreiber zu mißbrauchen.
Die illusionäre, falsche aber systematische Anwendung von Begriffen wie Freiheit, Wille, Glaube, Wissenschaft, Demokratie, Recht, Natur, Vernunft usw. ist immernoch dieser verhängnisvollen Tradition der religiösen Unbildung, die nichts anderes als ein in ein theologisches System eingebundener Aberglaube ist, geschuldet. Wer seinen Geist von tradierten Glaubensrelikten und jahrtausendealten begrifflichen Irrtümern reinigen möchte, der lese beim Humanistischen Pressedienst regelmässig nach...
Gläubige Menschen vertrauen letztlich gesellschaftlichen Organisationsmustern, die von ihren Religionen her autokratisch strukturiert sind und nicht demokratisch. Die Mehrheit ist nur dann gefragt, wenn sie bereits auf ein gemeinsames Dogma eingeschworen worden ist und nicht etwa aus gemeinsam gewonnenen und erstrittenen Überzeugungen frei denkender Menschen.
Wenn die Islamismus-Debatte einen Sinn gehabt hat, dann den Feind der Freiheit in den eigenen Reihen erkennen zu helfen: den Glauben. Solange unser Wohlstandvorsprung in Europa gegenüber den anderen Kontinenten vorhält haben wir nichts zu befürchten. Sollten aber eines Tages für das Leben härtere Bedingungen sich einstellen, werden die ortsansässigen Gemeinschaften von Gläubigen wieder mehr Macht beanspruchen - eine Macht, die mit dem Elend und der Unbildung der Massen proportional steigt und fällt. Schon jetzt ist ein Großteil der Schwierigkeiten den Kapitalismus zu reformieren der christlich-kalvinistischen Moral geschuldet, die allein über das Vehikel der Leistungsethik den Menschen suggeriert ein sinnvolles (früher: gottgefälliges) Leben führen zu können, ohne die Errungenschaften der Kultur einbeziehen zu müssen...
Wer an der Formierung des Widerstands gegen die Unbildung und die Stärkung der Wissenschaft, was immer auch eine Stärkung der Freiheit des Denkens bedeutet, teilnehmen möchte, der kann sich auch folgende Seite der Giordano-Bruno-Stiftung anschauen, die von namhaften Wissenschaftlern und Künstlern getragen wird.
Und ich will es hier ausdrücklich betonen: nicht unsere Gläubigen können und werden uns im Ernstfall vor den Gefahren des fanatischen Glaubens schützen! Nur unsere Liebe zur Freiheit des Denkens, unser selbstbewußtes Beharren auf unsere Kultur aus Kunst und Wissenschaft, das Festhalten an die wenigen demokratisch-legitimierten Institutionen werden uns die Kraft geben uns in einer Welt, die immernoch von der Barberei der aufhetzbaren Massen von Gläubigen gefährdet wird, zu behaupten!